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Nils Minkmar

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Nils Minkmar (born 1966) studied modern history in Saarbrucken, focusing on historical anthropology of the early modern period. After finishing his studies, he attended Pierre Bourdieu's postgraduate seminar at the École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris. In 1996 he obtained his PhD with a thesis on conflicts of honour in Colmar during the early modern period. In 1997 he helped edit the TV production of the German ZDF show "Willemsens Woche". After it was discontinued, he worked as a freelance journalist for German publications including the "Süddeutsche Zeitung" and "Geo" and then became an editor for "Die Zeit". In 2001 he switched to become a feature editor for the "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" and has been head of the features section of the Frankfurter Allgemeine Zeitung since 2012.

Selected Publications

Mit dem Kopf durch die Welt. Ganz persönliche Geschichten aus der Normalität, Fischer, Frankfurt am Main (2009)

In der Zeitgeschichte der Medienpolitik. Die Odyssee der ZDF-Intendantenwahl, in: Jahrbuch Fernsehen, Marl (2002)

Selected Quotations

"Seit zehn Jahren freuen wir uns an der mühelosen Realität von Eurozone und EU. Sie konnten nicht groß genug sein und das Tempo der Erweiterung nicht hoch genug. Nun steht das Ding auf offener Strecke, und man begreift überhaupt erst, mit wem man sich auf die Reise gemacht hat. Entsetzt fragen alle, wer die Griechen hat einsteigen lassen und was die Sizilianer hier wollen. Die anderen starren zurück: Seit wann kommandieren hier die Deutschen wieder herum? Doch es nutzt alles nichts, wir müssen jetzt lernen. Zu den Nationalstaaten kann man so wenig zurück wie der ausgebrannte Angestellte sich auf den baumbestandenen Pausenhof seiner Grundschule zurückversetzen lassen kann, selbst wenn er beim finalen Test gemogelt haben sollte. Diese Träume einer Feuerzangenbowle der Geschichte, wo man sich als geeintes Herzeuropaland mit erwachsener Wirtschaftspotenz in die schmale Gestalt der Bundesrepublik West zurückzwängen könnte, sind Komödienstoff. Stattdessen muss nun die Kultur wach werden, die Medien und die Bildungseinrichtungen, denn es ist viel zu tun. In Wahrheit kennen wir in Europa einander kaum. Das ist aber kein Wunder, auch die Nationalstaaten brauchten Jahrzehnte, bis die einzelnen Regionen miteinander halbwegs bekannt waren."
In: "Früher war mehr Europa", FAZ.net, 13. August 2012

"Doch die Explosion der privaten Schulden in den Vereinigten Staaten, wo die Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie dem nach Bildung oder Gesundheitsversorgung in die Schuldenfalle führt, hat dem Problem eine explosive soziale Dimension verliehen. [...] zu jedem Schuldensystem, das eine gewisse Dimension erreicht hat, [gehört] auch der Schuldenerlass [...]. Das ist keine Utopie, schließlich hat man vor vier Jahren das internationale Bankensystem gerettet, indem die Steuerzahler aller Länder die Schulden der Institute übernahmen und in Bad Banks zwischenlagerten. Wenn man Graeber liest und hört, erscheint der Kapitalismus nicht mehr als Endpunkt der Geschichte, sondern als Laune der Kulturgeschichte, eine kuriose Institution mit manipulierten Spielregeln, bei denen immer die Reichen gewinnen, moralisch irgendwo zwischen dem transatlantischen Sklaven- und dem mittelalterlichen Ablasshandel."
In: "Wieso stellt sich das Bankenviertel tot?", FAZ.net, 21. Mai 2012